…und heute arbeite ich im Liegestuhl am Strand? – Ortsunabhängig arbeiten

Es ist ein Klischee, dass alle sogenannten digitalen Nomaden einen Cocktail am Strand schlürfen und dabei ihre Arbeit erledigen.

Während ich diese Zeilen schreibe, sitze ich im Zug. Landschaften rauschen an mir vorbei, Blick und Gedanken schweifen in die Ferne. Mal wieder arbeite ich von unterwegs und nicht an meinem Schreibtisch. Arbeit 4.0 kennt keine Grenzen, keine Räume, keine festgelegten Arbeitszeiten. Ist das die Zukunft der Arbeit? Nein, bestimmt nicht. Denn die Flexibilität bei der Arbeitsraum- und Arbeitszeitgestaltung variiert natürlich berufs- und branchenspezifisch. Aber es ist eine Chance!

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Potentiale der Ortsunabhängigkeit

In meiner Rolle als Autorin bin ich definitiv ortsunabhängig. Alles, was ich brauche, sind meine Worte und mein Laptop. Diese Freiheit beflügelt mich und meine Kreativität. Denn Ortswechsel helfen mir, den Kopf zu leeren und andere Perspektiven einzunehmen. Für das Arbeitsergebnis ist es irrelevant, ob ich nun im Zug, im Flugzeug, am Schreibtisch Zuhause oder im Büro gearbeitet habe.

In den letzten Wochen und Monaten bin ich – natürlich online – vielen Menschen begegnet, die ein ortsunabhängiges (Online) Business führen oder sich ein solches aufbauen. Ob nun auf einer einsamen Insel, in den Bergen, am eigenen Küchentisch oder mitten in einer Metropole… Man sucht sich den Ort, an dem man am besten arbeiten kann und sich wohlfühlt. Hierzu ist zunächst nichts weiter notwendig als ein Laptop, Telefon, Internetzugang – und natürlich ein Produkt, für das es egal ist, an welchem Ort der Erde man sich gerade befindet. Dies kann vom physisch greifbaren Gegenstand, Buch, Blog bis hin zur Dienstleistung nahezu alles sein.

Ortswechsel haben dabei keinen Einfluss auf das Business. Der Kunde bekommt davon nichts mit. Hat man Kollegen und Kolleginnen an anderen Standorten, so kann man sich mit ihnen virtuell austauschen. Telefon- und Videokonferenzen, Live-Schaltungen etc. sind heutzutage schon fast alltäglich. Der Freiheit sind nahezu keine Grenzen gesetzt und Individualität ist auf ihrem Höhepunkt. Einzige Einschränkung ist die Zeitverschiebung, die ggf. zu beachten ist.

Könnte ich mir vorstellen, ein ortsunabhängiges (Online) Business zu führen? Absolut. Ich denke sogar ernsthaft darüber nach, da es in meine aktuelle Situation wunderbar passt.

Aber: Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Worüber man sich als digitale/r Unternehmer/in bzw. Arbeitnehmer/in im Klaren sein muss: Wer ortsunabhängig ein Business führt bzw. in einem solchen angestellt ist, hat in der Regel keine Kollegen/innen bzw. diese nicht direkt vor Ort. Kommunikation erfolgt online via E-Mail, Telefon, Videokonferenz etc. So verbringt man den Großteil der Arbeitszeit allein, zum Beispiel auch die Mittagszeit. Ein (nicht arbeitsbezogener) Austausch mit Kollegen/innen findet demnach meist nicht statt. Fehlende soziale Kontakte können belasten. Sind es doch oftmals auch die gemeinsamen Mittagspausen mit Arbeitskollegen/innen, in denen man Energie tankt und buchstäblich über den eigenen Tellerrand blickt.

Da für ein Online Business kein fester Arbeitsplatz notwendig ist, fehlt ein Ort, der eindeutig mit Arbeit assoziiert ist. Aus psychologischer Sicht wirken sich Arbeitsorganisation und Gestaltung des Arbeitsplatzes gegebenenfalls negativ auf die erlebte psychische Beanspruchung der Arbeit aus. Stärkere Ermüdungserscheinungen und Stress können die Folge sein. Personen, die ihre Arbeit von jedem Ort der Welt verrichten können, sollten also der Organisation ihres Arbeitsalltags und Arbeitsplatzes Beachtung schenken. Routinen, die täglich eingehalten werden, können dabei helfen.

Letztlich ist es doch aber so, dass für digitale Nomaden die Arbeit allgegenwärtig sein kann (jedoch nicht muss). Wenn ich zurzeit die Bürotür hinter mir schließe und nach Hause gehe, habe ich Feierabend. Selten denke ich dann über die Arbeit nach. Ich hatte bereits darüber berichtet. Aber als Autorin ist das anders, hier bin ich nahezu 24/7 im Dienst und das, obwohl ich mit „Karrierepfade“ nicht meinen Lebensunterhalt verdiene. Abschalten ist schwerer möglich, denn ich verwalte meine Seiten – Digitalisierung sei Dank – natürlich auch mithilfe des Smartphones. Und das geht im Auto, im Zug, am Flughafen, im Wohnzimmer, im Garten, eigentlich überall.

Es stört mich übrigens nicht im Geringsten, denn „Karrierepfade“ fühlt sich für mich nicht wie Arbeit an. Und ich glaube, das ist auch das Wichtigste für ortsunabhängiges Arbeiten: Etwas zu haben, das man mit Leichtigkeit macht. (Tipp: Maria Fritsch hat hierzu einen lesenswerten Beitrag verfasst.) Man muss die eigene Leidenschaft mit dem Beruflichen vereinen. Denn dann geht die Arbeit einfach von der Hand und die ständige Erreichbarkeit ist weniger oder gar nicht belastend.

Selbstständig in einem (Online) Business

Ein klarer Vorteil des digitalen Unternehmertums ist die räumliche und zeitliche Unabhängigkeit. Es ist eine Riesen Chance, selbst entscheiden zu können, wie und wo man arbeitet. Es gehört aber auch viel Energie, Kraft und Ausdauer dazu, sich erfolgreich mit einem Online Business selbstständig zu machen. Neben den entsprechend notwendigen Fachkompetenzen muss man sich als digitale/r Unternehmer/in sehr intensiv mit Online-Marketing auseinandersetzen oder entsprechende Experten/innen hinzuziehen. Denn soviel ist klar: Der Online-Markt ist voller Angebote. Hier den Überblick zu behalten, ist bei Weitem nicht einfach. Nahezu jede/r kann sich heutzutage (online) selbstständig machen.

Vermutlich noch wichtiger als bei einem „Offline Business“ ist somit das Alleinstellungsmerkmal des Produkts – die Nische – und die deutliche Positionierung als Experte oder Expertin für ein bestimmtes Angebot.

Wer sich noch intensiver mit dem Thema auseinandersetzen möchte, dem empfehle ich die folgenden Links:

„Für meinen Tagesablauf bemühe ich mich, so viel Routine und Alltag wie möglich hinein zu bringen. Ich stehe meist zur selben Zeit auf, trinke einen Kaffee und esse mein Müsli. Danach arbeite ich von zuhause oder meiner jeweiligen Unterkunft 2 Stunden an kreativen Dingen. Dann geht es gegen 11 Uhr für ca. 1 Stunde zum Sport. Dann ein ausgiebiges Mittagessen und im Anschluss 3-4 weitere Stunden Arbeit, in denen ich kleinere Aufgaben des Tages abarbeite. […] Egal, wo ich bin und ob ich dort für 3 Wochen, 3 Monate oder 3 Jahre lebe: Ich versuche, diese Tagesroutine weitestgehend beizubehalten. Sie gibt mir Struktur und Rhythmus, damit ich mich in der Freiheit als ortsunabhängiger Unternehmer nicht verliere. Viel Freiheit kann nämlich auch schnell dazu führen, dass man sich nur Treiben lässt, die Tage im Chaos versinken und man seinen Zielen nicht näher kommt.“

8 Gedanken zu “…und heute arbeite ich im Liegestuhl am Strand? – Ortsunabhängig arbeiten

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  7. Klar gewisse Strukturen und regelmäßige Routinen durchzuziehen und seine Grenzen zu setzen, wann es einfach genug ist, sind meiner Meinung nach die wichtigsten Faktoren, um beim ortunabhängigen Business, egal, was das nun ist, gesund zu bleiben und keinen Burnout zu haben.
    Einigen fällt das leichter als anderen. Am Ende meiner fünf Jahre Selbstständigkeit muss ich sagen, dass ich erschöpft war und mir nichts sehnlicher gewünscht habe als regelmäßig zu einem Arbeitsort zu fahren und abends zurückzukommen und sagen zu können „Ich habe jetzt Feierabend!“ Vielleicht würde ich heute anders eine Selbstständigkeit starten als damals, aber ich bin im Moment noch froh ganz altmodisch zur Arbeit fahren zu dürfen und ruhigen Gewissens im Urlaub keine geschäftlichen E-Mails checken zu müssen.

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    • Was du schreibst, kann ich gut nachvollziehen. Eine selbstständige Arbeit kommt für mich auch nur teilweise in Frage. Auf Dauer ist es vermutlich nicht einfach, abends von der Arbeit abzuschalten.

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